„Infinite Jest“ ist ein 1996 vom Verlag Little, Brown veröffentlichter Roman des US-amerikanischen Schriftstellers David Foster Wallace. Die deutsche Übersetzung von Ulrich Blumenbach erschien unter dem Titel „Unendlicher Spaß“ 2009 im Verlag Kiepenheuer & Witsch. Eine Inhaltsangabe von „Unendlicher Spaß“ ist aufgrund der Länge und der Fülle an Episoden und Details, die teils handlungsrelevant, teils nettes Beiwerk sind, nur schwer möglich. Zumindest ist sie unbefriedigend, weil die Zusammenfassung der Handlung kaum mehr als ein blutleerer Abklatsch des Originals bleibt. Da zu einer Einführung in einen Roman jedoch einen Überblick über die Handlung gehört, folgt ein bewusst kurz gehaltener Versuch.
Der Roman: Zeit, Ort, Personen und Handlung
Zeit: Der größte Teil der Handlung spielt vermutlich um das Jahr 2009. Die USA, Kanada und Mexiko haben sich zur Organization of North American Nations, kurz: O. N. A. N. zusammengeschlossen. Jahre werden nicht mehr nummeriert, sondern nach dem jeweiligen Sponsor benannt. Der größte Teil der Handlung spielt beispielsweise im Jahr der Inkontinenz-Unterwäsche.
Orte: Die wichtigsten Schauplätze sind die Enfield Tennis Academy (E. T. A.) nahe Boston, die nahegelegene Entzugseinrichtung Ennet House, die Wüste in Arizona sowie allgemein Boston und Umgebung.
Personen: Hauptpersonen des Romans sind
- Hal Incandenza: 17 Jahre alt, hochintelligent und der zweitbeste Tennisspieler an der E. T. A.
- Mario Incandenza: Hals schwerbehinderter älterer Bruder mit einem Faible fürs Filmen
- Orin Incandenza: der älteste Sohn, Profi-Football-Spieler
- Avril Incandenza: Mutter von Hal, Mario und Orin, seit dem Tod des Vaters zusammen mit ihrem Halb- oder Adoptivbruder Leiterin der Tennis Academy
- James Incandenza (verstorben): Vater von Hal und Orin, Gründer der E. T. A. und Filmemacher
- Joelle van Dyne: ehemalige Freundin von Orin und Muse von James, später Patientin in Ennet House
- Donald Gately: ehemaliger Drogensüchtiger, ehemaliger Einbrecher, nun Betreuer in Ennet House
- Rémy Marathe: Mitglied der Québecer Assassins des Fauteuils Rollents (A. F. R.), Attentäter in Rollstühlen
- Hugh Steeply: US-Geheimdienstagent
Überdies gibt es eine Unmenge an mehr oder weniger wichtigen Nebenfiguren. Da man hier leicht den Überblick verlieren kann, habe ich ein Glossar angelegt.
Handlung: Die Kapitelübersicht liefert eine kurze Zusammenfassung der Handlung des Romans „Unendlicher Spaß“, wobei die Kapitel sich stark in der Länge unterscheiden und die Zusammenfassungen anteilig entsprechend mal mehr und mal weniger vom Inhalt erfassen.
Allgemein gesprochen geht es im Roman um Drogensucht und Unterhaltung, Depressionen, Erfolgsdruck, innere Leere, kanadische Separationsbestrebungen, Film und Tennis. Konkret gesprochen gibt es mehrere Haupthandlungsstränge: James Incandenza hat kurz vor seinem Tod den Film „Unendlicher Spaß“ geschaffen, der die Zuschauer so in seinen Bann zieht, dass sie nur noch den Film ansehen wollen, darüber alles andere (z. B. die Nahrungsaufnahme) vernachlässigen und an ihrem Hedonismus sterben. Sowohl der US-Geheimdienst als auch kanadische Separatisten bemühen sich, den kopierbaren Master des Films aufzuspüren, um die Bevölkerung zu schützen bzw. um den Film als Waffe einzusetzen. Von alldem vorerst unberührt, steuert James‘ drogensüchtiger und seit Jahren innerlich leerer Sohn Hal auf einen Zusammenbruch zu, während Don Gately und Joelle van Dyne, unter dem Pseudonym Madame Psychosis die Hauptdarstellerin des Films, gegen ihre Drogensucht kämpfen.
Der Film Infinite Jest
Es wird nicht klar, was an dem Film die Zuschauer so fesselt, dass sie ihren Willen nur noch auf diesen Film richten. Er wird an mehreren Stellen im Roman beschrieben, z. B. von einer Bekannten von Joelle. Nach ihrer Aussage erklärt die Hauptdarstellerin dem Zuschauer, dass der Tod immer weiblich und das Weibliche immer mütterlich sei (vgl. 1131).
James beschreibt den Film, an dem er die letzten drei Monate seines Lebens gearbeitet hat, als ein Mittel, um mit Hal in Kontakt zu treten und ihm etwas zu präsentieren, das er nicht sofort beherrschen würde wie sonst alles, was man ihm vorsetzt, sondern dass ihm einfach nur gefallen könne (vgl. 1205).
Besonderheiten und Ton des Buches
Es gibt viele Besonderheiten in diesem Roman, sowohl auf den ersten Blick erkennbare wie der große Umfang des Buches (die deutsche Version enthält 1.539 Inhaltsseiten, davon 135 Seiten mit Anmerkungen, die nicht zu vernachlässigen sind), die häufig sehr langen Sätze, die vielen Fremdwörter und Abkürzungen (siehe Glossar) als auch solche, die erst beim Eintauchen in die Geschichte deutlich werden: die hohe Informationsdichte, die häufigen Zeitsprünge (siehe Zeitliche Abfolge und Das Ende), die große Anzahl an handelnden Personen (nochmal: Glossar), die merkwürdigen Dialoge, die teilweise wie zur gleichen Zeit stattfindende Monologe wirken, die Relevanz des 1. April (von wegen unendlicher Spaß), die Milieusprache. Insbesondere Umfang und Sprache dürften dazu geführt haben, dass es 13 Jahre gedauert hat, bis der Roman auf Deutsch erschien; sechs Jahre gingen allein für die Übersetzung drauf, die weithin hochgelobt wird.
Der Verlag ist leider sehr restriktiv in Bezug auf die (unbezahlte) Verwendung von Zitaten außerhalb von wissenschaftlichen Werken, weshalb hier keine längeren wörtlichen Textpassagen aus dem Buch zu finden sind. Das ist deshalb besonders schade, weil die Sprache ein so wichtiges Element in diesem Roman darstellt. Ein Verweis auf die jeweils betreffende Seite muss daher genügen.
David Foster Wallace hat den Roman als trauriges Buch geplant und in einem sehr empfehlenswerten Interview von 2003 äußerte er seine Verwunderung darüber, dass manche Leser das Buch als spaßig empfanden. Der Übersetzer sagte im Rahmen einer Lesung, er selbst habe es empfunden als „tröstliches und über weite Passagen heiter durchsonntes Buch […] das Buch eines Menschen, der davongekommen ist.“ Wohlgemerkt: Damals lebte DFW noch. In der Tat gibt es sehr komische Elemente, beispielsweise die Schilderung der Entführung eines Radiotechnikers durch die A. F. R. oder Beschreibungen grotesker Unfälle und Todesumstände.
Zum Schluss sei gesagt, dass nach meiner Ansicht keine Zusammenfassung dem Roman gerecht wird und man gut beraten ist, das Buch mehr als einmal zu lesen – am besten im englischen Original (da ist es auch ein Drittel kürzer). Anlässlich des Suizids des Autors im Jahr 2008 nahm der Hype um den Roman noch einmal an Fahrt auf und mündete – dank der Übersetzung auch in Deutschland – in neue Interpretationen, Lesungen und gemeinsame Romanlektüre. Eine Auswahl davon ist bei den Ressourcen verlinkt.